Lerne Jazz mit mehr Fokus & verbessere Dein Spiel – Was & wie üben?

Jazz spielen, mit einer Band swingen, freie Solos spielen und sich ganz dem Moment und der Musik hingeben, ist wohl der Traum aller Musikerinnen und Musiker. Doch wir alle Wissen: Der Weg dahin ist lang. Und manchmal steinig. Es gibt so viele Bereiche, die man üben kann. Doch womit beginne ich eine Jazz-Übesession? Und wie fokussiere ich mich richtig? Woher weiß ich eigentlich, was der nächste Schritt ist? Ach – und die Bigband-Stücke wollte ich ja auch noch üben…

Wer kennt es nicht? Die Fragen, was man üben kann und wie man üben sollte, beschäftigen uns alle. Ob Anfänger:in, fortgeschritten oder Profi. Ein Gedanke vorab: Das »Wie« ist wesentlich entscheidender als allein das »Was«. Und dennoch ist es wichtig, beim Üben im Jazz den zahlreiche Herausforderungen und Nebenschauplätzen mit Köpfchen und einem klaren Konzept zu begegnen.

Entscheidend ist am Ende, die richtige Balance zwischen verschiedenen Übungsbereichen zu finden, eigene technischen Hürden zu überwinden und die eigene Entwicklung eines tiefen persönlichen musikalischen Ausdrucks zu ermöglichen. Klingt erstmal ganz einfach, so können diese Schritte ohne klares Konzept und Anleitung jedoch oft zu Frustration und manchmal auch Resignation führen. Um diesem Thema aktiv und handlungsorientiert zu begegnen, haben wir für Dich fünf zentrale Übungsbereiche identifiziert, die Dir einen strukturierten Ansatz bieten, Dein Spiel im Jazz auf ein neues Level zu heben. Grundsätzlich sind dies:

  1. Repertoireaufbau

  2. Transkription

  3. Spieltechnik

  4. Jazzvokabular

  5. Harmonielehre & Gehörbildung

Um sein Spiel im Jazz effektiv zu verbessern, sind diese fünf Bereiche entscheidend.

Repertoireaufbau

Jazz ist eine über das Gehör tradierte Musik. Ja, es gibt Realbooks, aber die kamen später dazu. Das Erlernen und Beherrschen einer Vielzahl von Jazzstandards ist essenziell. Sie sind auch in Bezug auf ihre Harmonik oftmals ein wichtiger Teil der DNA des Jazz. Doch wie gehst Du am besten dabei vor?

Hier ein Vorschlag: Starte doch mit einem Klassiker wie »Autumn Leaves«. Suche Dir eine tolle Aufnahme und höre sie, so oft es geht. Achte auf die Form des Stückes, die Akkordwechsel (Changes) und Melodie. Kannst Du sie mitsingen? Wenn das gut geht, versuche das Stück – ohne Noten, ohne Realbook – mitzuspielen! Ja, das dauert etwas, aber Du lernst es dabei »richtig«. Wenn Du so nach und nach neue Stücke in Dein Repertoire aufnimmst, hast Du sie wirklich verinnerlicht

Transkription

Ähnlich wie der Punkt Repertoireaufbau ist das Erstellen und/oder Spielen von Transkriptionen im Jazz ein wesentlicher Schritt. Auch wenn es zu Beginn unglaublich mühsam und auch manchmal unmöglich erscheinen mag: Das Nachspielen von Soli großer Musikerinnen und Musiker schult das Gehör und vermittelt Verständnis zu Time, Melodik, Phrasing, Sound, Feel und ästhetischem Gefühl.

Falls Du noch nie transkribiert hast, hier ein Vorschlag: Such’ Dir ein Solo, das Du sehr gerne hörst, vielleicht sogar schon ein bisschen auswendig singen kannst und was technisch (Tempo, Ausführung) nicht zu schwer ist und zu Deinem Spielniveau passt. Höre das Solo so oft es geht, singe es mit und wenn es geht, spiele es mit. Hier reichen pro Übe-Session auch 5 Minuten, in denen Du intensiv vier Takte heraushörst. So tauchst Du tief in die Musik ein und lernst bewusst und unbewusst.

Spieltechnik

Klar: Du musst das alles auch Spielen können. Daher ist die kontinuierliche Arbeit an technischen Fähigkeiten absolut notwendig. Es ist wichtig, dass Du in jeder Übesession Skalen und Arpeggien in verschiedenen Tonarten übst, um Flüssigkeit zu gewinnen. Auch hier kommt es auf das »Wie« an. Benutze den Quartenzirkel und andere Hilfsmittel, um Deine Übungen strukturiert anzugehen.

Jazzvokabular

Musik ist wie eine Sprache. Wir lernen Klänge, Sätze, Halbsätze, Wörter oder Silben. Auch im Jazz gibt es verschiedene Einheiten, in denen jazztypisches Vokabular auftaucht. Ist es ein kurzes Blues-Riff? Eine eintaktige Phrase oder ein Lick über eine II-V-I-Verbindung? Durch Aufnahmen, Stücke oder Dir bekannte Soli hast Du bestimmt ein paar Licks und Phrasen, die Dir gefallen. Übe sie in allen Tonarten, damit Du sie in Deinen Solos verwenden kannst.

Ein Vorschlag: Nimm‘ Dir ein bluesiges Lick und übe es in den gängigen Bluestonarten Bb und F. So kannst Du es im Kontext verschiedener Stücke anwenden.

Harmonielehre & Gehörbildung

Ein tiefes Verständnis der Jazzharmonik und die Fähigkeit, Akkorde und Melodien zu hören und auch zu erkennen und verstehen, sind fundamental wichtig, um frei Musik zu machen. Harmonielehre und Gehörbildung im Jazz sollten dabei IMMER anwendungsbezogen und praxisorientiert sein. Auch wenn Theorie-Professoren an Musikhochschulen ihre Berechtigung haben: Wir sind Musikerinnen und Musiker und unser Ziel ist es, zu spielen. Nicht zu wissen. Musik wird gespielt, nicht gedacht. ;-) Die gute Nachricht: Wenn Du die Bereiche Repertoireaufbau und Transkription so angehst, wie beschrieben, hast Du eigentlich schon alles richtig gemacht. Und Du siehst: So effizient kann Jazz-Üben sein.

Ein Vorschlag für Aktives Hören im Jazz: Übe das Erkennen von Akkordverbindungen, indem du einfache Standards wie »Blue Bossa« hörst und analysierst, welche Akkorde dort wie und in welcher Reihenfolge erklingen.

Du siehst: Diese Ansätze bieten einen umfassenden Rahmen für effektives Üben im Jazz. Klar wird aber auch, dass es entscheidend ist, nicht nur zu klären, »Was« man übt, sondern auch, »Wie« man Jazz übt. Der Inhalt ist – zugegeben – umfangreich: Skalen, Akkorde, transkribierte Soli und Stücke. Die Herausforderung liegt darin, in seinem Alltag und seinem Zeitplan Platz für all diese Aspekte zu finden. Die Eigentliche Herausforderung ist also zunächst eher gutes Zeitmanagement und strategisches Denken.

Ein offenes Wort zum Schluss: Hier können Dir ein erfahrender Lehrer oder eine gute Lehrerin helfen, die Dich als Coach begleiten. Wenn Dich die Themen in diesem Artikel interessieren, solltest Du auf jeden Fall an Jazz-Workshops wie denen der BALTIC-JAZZ-ACADEMY teilnehmen. Bei diesen Kursen zeigen Dir erfahrene Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker, wie Du richtig vorgehst, wenn Du Jazz lernen willst. Sie und andere motivierte Teilnehmende bieten Dir wertvolle Unterstützung, indem sie Orientierung geben und helfen, effektive Übungsroutinen zu entwickeln.

Du willst besser werden? Dir helfen Dir dabei. Worauf wartest Du? Komm‘ zu einem unserer Workshops!

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Spielen auf einer Jazz-Session? Mit diesen Tipps bist Du optimal vorbereitet.

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Smarte Ziele für schlaues Üben