Spielen auf einer Jazz-Session? Mit diesen Tipps bist Du optimal vorbereitet.
Eine Jazz-Session bietet Dir die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen zu improvisieren und bekannte Jazzstandards zu spielen. Sie ist für alle Niveaus geeignet, solange man gut vorbereitet ist und die grundlegenden Abläufe versteht. Im Folgenden erfährst Du, wie Du Dich optimal vorbereitest, welche Jazzstücke Du kennen solltest und wie eine Jazz-Session generell abläuft.
Die mentale Seite – ein paar Gedanken vorab
Wir kennen es alle: Du stehst mit Deinem Instrument in einer neuen Umgebung und bist nervös. Was hilft? Sich auf eine Jazz-Session gut vorbereiten und regelmäßig teilnehmen. Musik soll Spaß machen! Jazz bedeutet Freiheit im Spiel und das Ausprobieren neuer Ideen. Perfektion ist nicht das Ziel – der Spaß am gemeinsamen Musizieren steht im Vordergrund. Beim Spielen müssen wir nicht perfekt sein. Wir dürfen ausprobieren und mit anderen Freude daran haben. Über diese mentale Seite könnte man noch viel schreiben. Das kommt in einem neuen Blogbeitrag.
Wie bereite ich mich auf eine Jazz-Session vor?
Neben der mentalen Vorbereitung ist die technische Vorbereitung das A und O, um sicher auf einer Jazz-Session zu spielen. Hier sind einige Schritte, die Dir helfen, Dich optimal auf eine Jazz-Session vorzubereiten.
Jazz-Repertoire aufbauen – Standards
Lerne die wichtigsten Jazzstandards wie „Autumn Leaves“, „All The Things You Are“, „Blue Bossa“ und „Summertime“. Diese Stücke werden oft auf Sessions gespielt und gehören zum Standardrepertoire eines jeden Jazzmusikers. Lerne die Melodien, Akkorde und die Form dieser Stücke bestenfalls auswendig, um flexibel auf unterschiedliche Besetzungsformen und Aufbau-Setups zu reagieren.
2. Improvisationstechnik üben – Changes, Skalen & Licks
Improvisation ist das Herzstück jeder Jazz-Session. Um über Jazz-Akkorde (Changes) zu improvisieren, solltest Du Skalen wie die Dorische Skala, Mixolydische Skala und Pentatonik beherrschen. Diese Techniken sind essenziell, um flüssig über Changes (=Akkordverbindungen) improvisieren zu können.
3. Jazzsoli hören & transkribieren
Höre dir Soli von großen Jazzmusikern wie Charlie Parker, Miles Davis oder Bill Evans an. Beginne damit, einfache Soli aufzuschreiben. Auch, wenn es nur einzelne Phrasen sind, hilft das Dir, Jazz-Vokabular kennenzulernen, zu verstehen und es in Dein eigenes Spiel zu integrieren. Besonders wichtig ist es, Phrasierungen und rhythmische Nuancen zu erkennen, die in der Improvisation eine große Rolle spielen.
4. Improvisieren üben – kreativ sein
Improvisation über Stücke ist das Herzstück jeder Jazz-Session. Probiere, über die Akkordwechsel der Standards zu improvisieren und dabei verschiedene Ansätze zu nutzen – sei es melodisch, rhythmisch oder harmonisch. Eine gute Übung ist es, zuerst einfache Melodielinien zu entwickeln und diese nach und nach motivisch zu komplexeren Soli auszubauen.
5. Mit Play-Alongs üben
Nutze Play-Alongs, um Dich auf das Spielen in einer Combo vorzubereiten. Diese Tracks simulieren das Spiel einer Band und geben Dir die Möglichkeit, in Deinem eigenen Tempo an Timing, Phrasierung und Improvisation zu arbeiten.
Was sind typische Stücke für eine Session?
Die folgenden Jazzstandards solltest Du unbedingt kennen. Sie werden in fast jeder Session gespielt:
Autumn Leaves
All The Things You Are
Blue Bossa
Take The A Train
Summertime
There Will Never Be Another You
Zusätzlich zu diesen Stücken lohnt es sich, Stücke von bekannten Musikerinnen und Musikern und Komponisten zu recherchieren. Vom hören kennst Du viele sicherlich, aber auch das wird sich verändern, wenn Du Dir das Stück mit seiner Melodie, Harmonik und Groove genauer angesehen hast. Beispiele sind Stücke von Duke Ellington, Miles Davis oder Thelonious Monk, Cole Porter oder Irving Berlin.
Wie läuft eine Session ab?
Eine typische Jazzsession läuft eher locker und informell ab. Oftmals gibt es einen sogenannten Opener, also eine Band, die ein Eröffnungsset spielt. In größeren Städten sind dies oft Bands aud Studierenden der Hochschulen und Universitäten. Danach gibt es eine kurze Pause, bevor die Session startet.
Bei der Session kommen Musikerinnen und Musiker zusammen, um gemeinsam Stücke zu spielen und zu improvisieren. So sieht der Ablauf meistens aus:
Songwahl: Ein Musiker schlägt einen Jazzstandard vor, den die meisten Mitmusiker:innen kennen. Heute gibt es neben Realbooks auch die Möglichkeit, Apps wie IRealPro zu benutzen.
Intro: Manchmal gibt es eine kurze Einleitung der Rhythmusgruppe, die den Groove oder das Tempo festlegt.
Thema spielen: Die Melodie wird in der Regel einmal gespielt. Bei kurzen Themen auch zwei Mal.
Soli: Die beteiligten Musiker:innen improvisieren der Reihe nach über die Changes (=Akkorde) des Stücks. Die Reihenfolge wird dabei nicht festgelegt. Also: Ohren auf und mutig sein, einen Chorus zu spielen, wenn Du merkst, dass sich ein Solo dem Ende zuneigt.
Abschluss: Zum Schluss wird das Thema (=Head) noch einmal gespielt, um das Stück zu beenden.
Ende oder Outro: Einige Stücke haben ein spezielles Ende. Das kann ein Outro-Vamp sein oder ein Fade-Out. Oftmals werden die letzen vier oder zwei Takte auch drei Mal gespielt.
Wie steige ich in eine Session ein?
Für Neulinge kann der Einstieg in eine Session nervenaufreibend sein. Hier ein paar Tipps, wie Du selbstbewusst in eine Session einsteigst:
Zuhören: Bevor Du Dich auf die Bühne wagst, höre aufmerksam zu, wie die anderen Musiker:innen spielen. So bekommst Du ein Gefühl für das Niveau und den Stil der Session. Wurden viele Blues-Stücke gespielt? War Dein Lieblingsstück noch nicht dran?
Stück vorschlagen: Wenn Du Dich sicher fühlst, schlage ein Stück vor, das Du gut beherrschst. Achte darauf, dass es ein Standard oder Stück ist, den alle kennen. In der Regel werden Stücke auf Sessions immer nur einmal gespielt. Falls Du Sänger:in bist und einen Standard in einer anderen Tonart singst: Bring Leadsheets für C-, Bb- und Eb-Instrumente mit!
Kommunikation: Sprich vorher mit den anderen Musiker:innen über die wesentlichen Aspekte des Stücks: Tempo? Groove (gerade oder Swing)? Intro? Der Rest passiert beim spielen. Halte Kontakt zu den anderen. Höre zu, was gespielt wird. Im Zweifel: Einen Takt Pause machen.
Fazit
Mit diesen Tipps bist Du bestens auf die nächste Jazz-Session vorbereitet. Übe regelmäßig Jazzstandards, improvisiere über verschiedene Akkordfolgen und besuche eine Session, um Deine Improvisationsfähigkeiten auszubauen.
Wenn Du Deine Fähigkeiten weiter vertiefen möchtest, nimm an einem Jazz-Workshop der BALTIC-JAZZ-ACADEMY teil. Da eignet sich ein Combokurs der BALTIC-JAZZ-ACADEMY wie die Jazzcombo intensiv!-Kurse oder der Jazzworkshop Lübeck. Dort geht es um viele der genannten Themen.
Jazzworkshops bei der BALTIC-JAZZ-ACADEMY
Die BALTIC-JAZZ-ACADEMY bietet regelmäßig Workshops, Sessions und Konzerte an, bei denen Musiker:innen aller Niveaus zusammenkommen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und gemeinsam zu musizieren.